Nadja Saidakova gibt einen Einblick in ihre Arbeit und erläutert, was sie zu diesem Stück inspiriert hat:
„Zwei Elemente haben mich zu dieser Choreographie inspiriert – die Musik und der Spielort, die Halle am Berghain.
Ich bin fasziniert von der Imposanz und der – im wahrsten Sinne des Wortes – monumentalen Macht dieses Gebäudes. Obwohl die Halle längst ihrer Funktion beraubt wurde, industriell Energie zu erzeugen, ist ihre ungebrochene Vitalität überwältigend. Sie erinnert mich auch an eine Kathedrale.
In dieser Atmosphäre entfaltet die Musik eine außergewöhnliche Intensität. Sie geht unter die Haut. Tiefe Frequenzen zitieren Geräusche einer Orgel, die sich als „Leitmotiv“ durch das ganze Stück hindurchziehen. Lange ohne jede Melodie breiten sich elektronische Klänge allmählich aus, als eine pulsierende Energie, die, zunehmend Struktur erhält und schließlich an Fahrt gewinnt. Dennoch aber gibt sie ihr Geheimnis nicht preis.
Die Stimmung, die sich aus der energetisch aufgeladenen Verbindung von Raum und Musik ergibt, ließ mich an etwas Treibendes denken, das an Grenzen stößt, um durch deren Überschreitung etwas Neues hervorzubringen. Es gibt einen vibrierenden Drang, Regeln zu brechen. Eine irritierende Ungewissheit mündet schließlich in Harmonie.
Auf die Bosonen, speziell auf das Higgs-Boson, das nach dem Physiker Peter Higgs benannt ist, bin ich gestoßen, als ich mich mit dem Ursprung von Masse beschäftigt habe. 2012 ging die Meldung durch die Öffentlichkeit, dass im Schweizer Kernforschungszentrum CERN, das mit dem weltgrößten, einem sieben Kilometer langen Teilchenbeschleuniger arbeitet, die so genannten Gottesteilchen entdeckt worden seien. Mit der potentiellen „Entdeckung“ dieser speziellen Elementarteilchen erhalten die Wissenschaftler der Quantenphysik die Möglichkeit, den Vorgang der Schwingung zu beschreiben, die zwischen den unterschiedlichen Elementarteilchen wirken muss, um Quantensprünge zu bewirken, um die Entstehung von Materie zu erfassen und um den ureigensten Anstoß naturwissenschaftlich greifbar zu machen, der Energie-Entwicklung überhaupt erst hervorruft.“
BOSON
Choreographie von Nadja Saidakova
Musik von Marcel Dettmann & Frank Wiedemann
Choreographische Assistenz Vladislav Marinov
Mit: Iana Balova | Maria Boumpouli | Anastasia Kurkova Iana Salenko/Marina Kanno
Dominic Hodal | Vladislav Marinov
Aymeric Mosselmans | Kévin Pouzou/Carlo Di Lanno
Fotos: Bettina Stöß
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